Costa Rica – 21.3.2020
Update zu meiner aktuellen Situation in Costa Rica ! 🙂
Was passiert gerade in Santa Teresa?
Ich liege gerade alleine am Strand und reflektiere, was die letzten Tage so passiert ist. Am Dienstag sind meine beiden besten Freundinnen abgereist, die ich hier kennengelernt habe. Ich wusste also, dass ich jetzt erstmal wieder mehr alleine sein werde. Habe aber fest daran geglaubt, dass auch dann wieder genau die richtigen neuen tollen Menschen in mein Leben treten werden.
Seit Montag hat sich bezüglich des Virus nochmal einiges verändert, da ich dort erfahren habe, dass die Grenzen geschlossen werden. Irgendwie hat mich das erschreckt, da es hier nämlich noch ziemlich entspannt zuging.
Diese Woche hatte wir Gäste aus Kanada und den Niederlanden, die noch im Land waren. Ihre Hotels haben geschlossen, sodass sie nach einer anderen Unterkunft geschaut haben und wir sie aufgenommen haben.
Für nächste Woche haben wir erstmal keine neuen Gäste..
Restaurants und Cafés haben hier jetzt auch größtenteils geschlossen. Aber in meinem Hotel bin ich immer noch unter Leuten und am Strand sind auch noch Leute in kleinen Gruppen.
Was sich irgendwie auch komisch anfühlt, wenn man weiß, was in anderen Ländern gerade für Maßnahmen ergriffen werden.
Da ich von Menschen umgeben bin, die das Ganze ziemlich locker nehmen, weiß ich oft nicht, wie ich mich verhalten soll, was Abstand, Desinfektion, Hand/Umarmung geben angeht. (Vieles fühlt mittlerweile falsch für mich an, aber es ist schwierig immer dazu zu stehen und nicht einfach mitzumachen, wenn mir z.B. jemand die Hand geben möchte.)
Die Stadt wird immer leerer, was komisch und schön zu gleich ist.
Es ist ruhiger und friedlicher und irgendwie beängstigend, da ich hier in einem fremden Land bin und die Stabilität schlechter beurteilen kann. Wenn sich die Situation so sehr verschlimmert, dass hohe Kriminalität oder sogar Bürgerkriege eintreten, dann möchte ich nicht hier sein.
Szenarien, die ich mir nicht vorstellen kann, aber evtl. eintreten können.
Die Frage ist, wie lange es noch Flüge zurück geben wird. Und ob meine Nahrung und meine Unterkunft gesichert sein werden, wenn ich mich dazu entscheide hier zu bleiben.
Eigentlich sollte mein Praktikumsbetrieb dafür sorgen. Aber wenn es länger keine Gäste mehr gibt, kann ich darauf nicht zählen.
Ich bin jedenfalls auf der Rückholliste und warte mal ab, was passiert.
Am Donnerstag habe ich auf der Arbeit mit meiner Mutter telefoniert und danach habe ich erstmal geweint.
Nachdem ich 5 Mal gefragt wurde, ob alles in Ordnung ist… Wer kennt diese Situation nicht? 😀 Meine Arbeitgeberin hat gesagt, dass sie mir ansieht, dass etwas nicht stimmt und, dass ich meine Gefühle zeigen kann, was mir sehr gut getan hat. Mich belastet die Situation zwischendurch ziemlich, da ich viel darüber nachdenke, was jetzt das Beste für mich ist.. Ich bin im regelmäßigen Kontakt mit meinen Eltern, die sehr entspannt mit der Sache umgehen, mich unterstützen und mit dir Wahl lassen, ob ich hier bleibe oder zurückkomme. Wenn ich mit ihnen rede, realisiere ich wieder den Ernst der Lage und, dass ich mir darüber bewusst sein muss, was es für Konsequenzen mit sich bringen kann, wenn ich in der nächsten Zeit keinen Flug nehme. Hier in Santa Teresa ist es noch so entspannt und locker… zwei komplett verschiedene Welten. Gleichzeitig denke ich daran, wie es weitergeht, wenn ich mich endgültig dazu entscheide nach Deutschland zu fliegen, da ich dann erstmal nicht wieder zurück kommen würde.
Heute ziehe ich erstmal in das Hotel ein, in dem ich arbeite. Das haben mir meine Arbeitgeber sofort angeboten, als sie gemerkt haben, dass ich mich in meiner anderen Unterkunft, nicht so sicher fühle. Ich werde mich dann vermutlich erstmal mit um die Kinder kümmern.
Zudem habe ich mir die ganze Zeit, die ich hier bin gewünscht, dass ich wieder näher an meiner Arbeit wohne, eine schönere Unterkunft habe und mit coolen Leuten zusammen wohnen.
Ich habe mir immer wieder vorgestellt, dass sich noch etwas ergeben wird und gedacht, dass ich mal wieder regelmäßig schauen muss, damit ich was finde. Irgendwie habe ich aber vertraut, dass sich im richtigen Moment, was ergeben wird.
Unnnnd an dem Donnerstag, an dem mich das ganze so überfordert hat, wurde ich zusätzlich zu dem Angebot von meiner Chefin, in deren Hotel zu wohnen, von einer Schwedin angeschrieben, mit der ich noch vor ein paar Tagen in einem Hostel, in dem ich zu Besuch war, geschnackt habe. Nachdem ich sie getroffen hatte, habe ich häufiger gedacht, dass ich mir vorstellen könnte mit ihr befreundet zu sein oder mich mal mit ihr zu treffen. Wir hatten an dem Tag aber keine Kontaktdaten ausgetauscht.
Sie hatte meinen Instagram Account von einer anderen Schwedin, die gerade in Santa Teresa ist. Das war alles wieder zieeemlich magisch 😀
Ich habe der anderen Schwedin schon als ich noch in Deutschland war, auf Insta gefolgt, weil ich ihre Fotos sehr schön fand. (Sie ist Fotografin) Irgendwann habe ich gesehen, dass sie gerade auch wieder in Santa Teresa ist. Sie hatte einmal eine Story drin, in der sie ihr Haus hier in Santa Teresa gezeigt hat. Darauf habe ich geantwortet und sie gefragt, ob sie noch ein Zimmer frei hat oder jemandem kennt. Sie meinte daraufhin, dass sie nichts weiß und gerade auf der Suche nach einem Haus für sich alleine ist.
Sie war es aber letztendlich, die die andere Schwedin, die ich in dem Hostel kennengelernt habe, kannte, und mich vorgeschlagen hat, als sie erfahren hat, dass diese noch eine Mitbewohnerin für deren Haus (mit noch 2 anderen Schwedinnen) sucht.
Crazy Schicksalsfügung!! Vor allem, da ich die eine nur über Instagram kannte und die andere einmal ein paar Tage zuvor in dem Hostel getroffen habe.
Ich habe mir das Haus angeschaut und fand es direkt mega schön. Es hat alles, was wir brauchen. Ein Gate, AC, 2 Bäder, sogar einen Mixer und es liegt direkt bei dem Hotel, in dem ich arbeite. Es wäre eigentlich nicht bezahlbar für uns, aber aufgrund der aktuellen Situation, sind die Preise stark gesunken.
Auch die anderen Mädels sind sooo nett gewesen und ich konnte mir gut vorstellen, dass es gut passen kann mit ihnen zusammen zu wohnen. Sie waren alle drei Yoga Lehrerinnen hier in Santa Teresa.
Da ich jetzt allerdings erstmal die Möglichkeit habe noch umsonst in dem Hotel zu wohnen, werde ich erstmal dort einziehen und dann evtl. nochmal umziehen.
Und vielleicht fliege ich auch zurück. Meine gute Freundin Esther, die mit mir zusammen studiert und auch gerade ein Praktikum in einem Hotel in Costa Rica gemacht hat, ist gestern nach Hause geflogen. Sie musste ganz plötzlich einen Flug buchen, da ihr Hotel geschlossen hat… Das fühlt sich jetzt für mich auch nochmal anders an, dass sie nicht mehr da ist und hat mich auch wieder überdenken lassen, hier zu bleiben.
Diese Ereignisse bewegen mich aber eher dazu hier zu bleiben, da sie mir zeigen, dass auch noch andere hier bleiben und ich vielleicht hier bleiben soll, da sich immer wieder neue Chancen für mich ergeben, die mich fühlen lassen, dass ich hier gerade am richtigen Ort bin.
<3 Luca